Grüner Wasserstoff: Österreich muss Teil der Europäischen Energiezukunft sein

21.06.2021

Ambitionierte Projekte brauchen enge, länderübergreifende Zusammenarbeit – gerade die Energiewende zeigt das sehr anschaulich. Im Alleingang wird Österreich nicht weit kommen.

Die Energiewende braucht Grünen Wasserstoff, damit der Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingt – was momentan fehlt ist, eine österreichische Strategie, wie Wasserstoff ins heimische Netz kommt und Österreich zum Player der europäischen Wasserstoff-Wirtschaft wird. Eine hochkarätige Expertenrunde aus Wissenschaft und Industrie zum Thema „Wasserstoff und klimaneutrale Gase in Europa: Österreichs Beiträge & Chancen“ diskutierte am 16. Juni 2021 Wege in die Wasserstoffwirtschaft. Einig waren sich die Experten, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern nur mit Grünem Gas, insbesondere Wasserstoff gelingen kann. Für den Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft brauche es eine Europäische Strategie und Lösung unter Mitwirkung Österreichs – nicht zuletzt deshalb, um einen möglichst großen Wasserstoffmarkt zu schaffen.

Wendepunkt liegt bei 2 US-Dollar

Matthijs Soede, Wasserstoff-Koordinator der Europäischen Union, hält den künftigen Wasserstoffpreis für entscheidend, ob und wie zügig den Ausbau vorankommt: Bis 2030 müsse ein Preis von zwei US-Dollar je Kilogramm Wasserstoff angepeilt werden. Dort liege der Wendepunkt, um einen Ausbau im großen Stil wirtschaftlich sinnvoll und für Investoren attraktiv zu machen. Laut Hans Rasmusson, Generalsekretär von ERIG, dem gemeinnützigen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk für die europäische Zusammenarbeit, „braucht das Erreichen der Klimaziele eine ganzheitliche Energiewende, an der alle erneuerbaren Gase beteiligt sein müssen – also Wasserstoff, Biogas und Biomethan“. In der öffentlichen Debatte spiele Gas für die Energiewende zwar keine große Rolle, nicht aber in der Realität. Angesichts der enormen Menge an Grüner Energie, die bis 2040 benötigt wird, spielt vor allem der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Während der Ausbau von Ökostrom Zeit braucht, steht die Gasinfrastruktur für Grünes Gas schon jetzt bereit. Neben dem Zeit- spricht auch der Kostenfaktor für Grünes Gas, denn damit kann die Energiewende laut aktuellen Berechnungen in der Europäischen Union um 220 Milliarden Euro günstiger realisiert werden als eine rein elektrische Lösung.

Energiesystem neu denken

DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme und Stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke: „Bei technischen Entwicklungen wie etwa Wasserstoff gibt es immer tausend Probleme. Wir müssen sie einfach lösen, und das Energiesystem neu denken – in Wien, Österreich und in der Europäischen Union.“ Die Stadt Wien hat sich die Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 zum Ziel gesetzt. Wasserstoff wird dabei vor allem im Energie- und Mobilitätsbereich eine wichtige Rolle spielen. „Angesichts der hügeligen Topografie Wiens können wir künftig mit Wasserstoff bestimmte Mobilitätsanforderungen im öffentlichen Verkehr lösen“, sagte Weinelt.

Schlussfolgerung der Expertenrunde

Es müsse ein Umdenken in der Energiepolitik geben – es brauche wirtschaftliche Anreize, um den Wasserstoff-Ausbau voranzutreiben. Grundsätzlich müsse das Energiesystem als Ganzes und nicht als voneinander getrennte Gas- und Stromsilos begriffen werden. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft kann nur im großen Stil funktionieren und verlangt internationale Kooperation. Nachdem in der EU aktuell gerade die Weichen für grünen Wasserstoff gestellt werden, brauche Österreich dringend eine Wasserstoff-Strategie. „Wir warten schon alle gespannt auf die Veröffentlichung“, sagte Weinelt abschließend.

 

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