Energiewende braucht Technologieoffenheit

23.06.2021

Beim Zukunftsforum Gas 2021 waren sich die Experten einig, dass die Energiewende nur mit Anreizen für den breiten Ausbau nachhaltiger Energieversorgung gelingen kann. Die Gasinfrastruktur und Grünes Gas spielen dabei zentrale Rollen.

Anlässlich des Zukunftsforums Gas 2021 im Palais Niederösterreich forderten Vertreter der Politik und Experten der Energiewirtschaft „Technologieoffenheit“. Magnus Brunner, Staatssekretär im Klimaschutzministerium, betonte: „Wer am Freitag für Klimaschutz auf die Straße geht, muss am Montag dem Bau von Infrastruktur zustimmen, damit die Energiewende möglich wird.“ Weiters müsse Österreich vor allem auf Innovationen setzen, „um die Energienutzung voranzutreiben. Denn wir kennen erst rund 30 Prozent der Technologien, mit denen die Klimaziele für 2030 erreicht werden können. Statt Verboten müssen wir deshalb Anreize setzen.“ Auch Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, warnte „vor ideologisch festgelegten Technologieverboten“. Anstatt die Wirtschaft ins Ausland zu treiben, könne durch Technologieoffenheit eine unglaublich starke Innovationskraft entstehen, „wenn wir allen Forschungsinitiativen zu Grünen Gasen die Tür öffnen“.

Gasinfrastruktur ist zukunftsfit

Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW), verwies auf die großen Gaspotenziale und die Gasinfrastruktur, die wir nutzen müssen: „Das wichtigste ist: die Infrastruktur ist vorhanden.“ Zum Thema Einspeisen von Wasserstoff ins Gasnetz unterstrich Michael Haselauer, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW): „Unsere Gasnetze sind zukunftsfit. Wir können inzwischen zehn Prozent Wasserstoff einspeisen.“ Die Gasinfrastruktur kann insbesondere auch dafür genutzt werden, um überschüssige Energie aus dem Sommer für den Winter zu speichern. Konkret bedeutet das, Ökostrom-Reserven in Wasserstoff umzuwandeln und zu lagern bis diese Energie benötigt wird.

Österreich braucht Wasserstoff-Strategie

Die Experten waren sich einig: Die Energiewende braucht klare gesetzliche Rahmenbedingungen für Grünes Gas und auch eine Wasserstoff-Strategie. Nachdem die Europäische Union und viele Mitgliedsstaaten bereits eine Wasserstoff-Strategie haben, müsse auch Österreich nachziehen. Schließlich erfolgte der Startschuss für die heimische Wasserstoff-Strategie bereits vor mehr als zwei Jahren. „Rund um Österreich entstehen leistungsfähige Wasserstoff-Versorgungsnetze. Als Gas-Transferland muss Österreich endlich da andocken, sonst führen die Leitungen an uns vorbei“, warnte Weinelt. Beim Zukunftsforum Gas 2021 wurde auch darauf hingewiesen, dass Infrastruktur wie Gasleitungen und -speicher als solche klimaneutral ist. Ausschlaggebend für die Nachhaltigkeit der Energieversorgung ist letztlich der Anteil an Grünen Gasen in den Netzen. Die „Greening the Gas Strategie“ von ÖVGW und FGW fand breite Zustimmung der Teilnehmer. „Wir sind am richtigen Weg“, sagte Weinelt.

Klimaschutzgesetz: Bevölkerung mitnehmen

Blick auf die Schweiz: Daniela Decurtins, Direktorin Verband der Schweizerischen Gasindustrie, sprach über das eidgenössische Klimaschutzgesetz, das eine stufenweise Anhebung der CO2-Abgabe gefordert hatte. Die Bevölkerung lehnte dies aber mit 51,6 Prozent Nein-Stimmen ab. Pionierin ist die Schweizer Gasbranche allerdings bei der Einspeisung von erneuerbaren Gasen. Durch ein breites Förderinstrument mit Anschubfinanzierung wurde die Inlandproduktion in den vergangenen acht Jahren verzehnfacht. Aktuell sind vier Prozent Grünes Gas im Wärmemarkt. Die Zielsetzung für 2030: 30 Prozent Erneuerbares Gas. Vor dem Hintergrund des Schweizer Votums mahnten der Fachverband Gas Wärme und die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach „weder Gebote noch Verbote, sondern Anreize, Forschung und Technologieoffenheit ein, um die Energiewende voranbringen zu können“, sagte Haselauer abschließend.

 

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